Schwarm-Intelligenz

Der Begriff der Schwarm-Intelligenz stammt ursprünglich aus der Naturwissenschaft und hat inzwischen seinen Weg ins Internet gefunden. Was früher der Beschreibung von Gruppenverhalten bei Fisch-, Vogel- oder Heuschreckenschwärmen diente, wurde vor einigen Jahren schon einmal ausführlich im Web diskutiert und ist in der letzten Zeit bei GutenPlag, VroniPlag etc. vermehrt wieder aufgetaucht.

Vielleicht Grund genug, das Thema noch einmal aufzugreifen und kurz vorzustellen, denn GutenPlag hat gezeigt, was der „Schwarm" hinsichtlich Geschwindigkeit und Qualität liefern kann. Wenn man sich dabei mit dem Thema etwas beschäftig, so wird schnell deutlich, dass für eine erfolgreiche Nutzung dieser Intelligenz nur wenige Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Michael Gisiger beschreibt diese Voraussetzung in seinem Blog „Wortgefecht" bereits während der „Schwarmhype-Jahre" 2005 recht gut:

1. Unabhängigkeit der Mitglieder
Zunächst einmal müssen die Schwarm-Mitglieder unabhängig voneinander sein. Dadurch existiert eine niedrigere Wahrscheinlichkeit der Beeinflussung durch Meinungsführer.

2. Dezentralisierung der Mitgliederstruktur
Die Dezentralisierung führt dazu, dass sich Fehler an den Rändern ausbalancieren können und daher bessere Resultate erzielt werden.

3. Meinungsvielfalt zwischen Mitgliedern
Meinungsvielfalt kann dann besonders gut entstehen, wenn den einzelnen Mitgliedern des Schwarms eine größere Menge an Informationen als Basis für ihre Entscheidungsfindung zur Verfügung steht.

4. Meinungsaggregation unter Mitgliedern
Gute Meinungsaggregation heißt, dass die richtige Aufnahme und Auswertung aller Meinungen gefördert werden muss, um zu besseren Resultaten führen zu können.

Schwarm-Intelligenz Beispiele

Aus dieser Zeit stammt das Beispiel von UPS, dass auch heute noch ein besonders verständliches Beispiel darstellt. Im Jahr 2006 konnten durch eine geänderte Logistikstrategie die Pakete schneller zugestellt, die Zahl der Unfälle reduziert und der Benzinverbrauch um 14 Mio. Liter gesenkt werden. Was war passiert? UPS Fahrer haben ihren Disponenten gemeldet, dass viele der vorberechneten Routen in Wirklichkeit länger waren und dass Linksabbiegen mehr Zeit kostet als Rechtsabbiegen. Durch diese Informationen wurden die Routen verbessert und man versuchte, möglichst viele Kunden durch Rechtsabbiegen zu erreichen.

Weitere gute Beispiele aus dieser Zeit und den Folgejahren sind Apple, Amazon, IBM oder eBay, denen es gelungen ist, durch die Bereitstellung von Plattformen oder die Unterstützung von Schwarmangeboten ihr eigenes Geschäftsmodell zu stärken und auszubauen. Amazon stellt Verkäufern eine Verkaufsplattform zur Verfügung und bietet gleichzeitig Käufern ein umfangreiches Sortiment an, ohne dabei selber als Händler tätig zu werden. Bei Konflikten vermittelt Amazon zwischen den Parteien oder unterstützt bei der reibungslosen Abwicklung des Geschäfts.

In den letzten Jahren sind verschiedene Social Media Angebote entstanden, die neue Wege der Kommunikation und des Miteinanders gehen und dadurch den Unternehmen Chancen bieten, die „Intelligenz des Schwarms" für sich zu nutzen. Ein schönes und sehr verständliches Beispiel stammt von Herbert Peck, der in seinem Blog (http://www.ishp.de/) vorschlägt, fortgeschrittene User als Kundensupport zu nutzen.

Wer sich mit dem Thema eingehender beschäftigen möchte, der kann sich über folgende Artikel, Bücher und YouTube-Filme weiter dazu informieren:

http://www.zeit.de/wissen/2010-08/intelligenz-gruppe

Len Fisher SCHWARMINTELLIGENZ „Wie einfache Regeln Großes möglich machen" Eichborn, Frankfurt/Main 2010 268 S., € 19,95 ISBN 978–3–8218–6525–6

http://www.youtube.com/watch?v=uAcNqgaGq9o